P.T. beim Segeln






"Hebt man den Blick, so sieht man keine Grenzen."


Liebe Freundinnen und Freunde, bekannte wie unbekannte,

dass so ein altmodischer Mensch wie ich sich eine Homepage zulegt, mag verwundern. Ich habe mir aber überlegt, dass ich darüber für diejenigen, die an meinen diversen geistigen Produkten ein Interesse haben mögen, noch am nützlichsten sein könnte. (Man muss ja nicht alle Früchte verstecken und verfaulen lassen.)

Als Musikwissenschaftler habe ich gemerkt, dass die meisten Publikationen in Fachorganen kaum wahrgenommen werden oder nur um des Zitierens willen zitiert werden. Das ist öde. Obwohl ich als Komponist noch weniger hervorgetreten bin, fand ich es befriedigender, mit meiner Musik wenigstens ein paar Menschen zu erreichen und vielleicht ein bisschen zu bewegen. Darum stelle ich hier den Großteil sowohl meiner wissenschaftlichen als auch meiner künstlerischen Arbeiten zur Verfügung, dazu noch einiges mehr, wovon jeder freien und kostenlosen Gebrauch machen möge, sofern er die Sachen nicht manipuliert oder falsch autorisiert. (GEMA-Rechte oder ähnliche Behinderungen gibt es bei mir nicht.)

Aktuelle Informationen über mein Befinden (wie sie sonst wohl verbreitet sind) habe ich mit meiner Homepage weniger im Sinn. Wer mit mir Kontakt aufnehmen will, mag es tun unter der e-mail: tenhaef-leist@t-online.de. (Meine frühere Mail-Verbindung über die Universität Greifswald ist nicht mehr gültig.) Oder man kann mir schreiben: Karrendorfer Str. 26, 17498 Neuenkirchen.


aus 2024 ergänzt:


siehe Musikwissenschaft:

Religiöse Aspekte in den Oratorien Carl Loewes,
ausgehend vom Oratorium Die Zerstörung von Jerusalem


siehe Gedankliches, Essays:

Befürchtung und Hoffnung

Leister Schulgeschiichte

Thomas Thorild. Eine Anthologie

Die unvollendete Romantik. Perspektiven für die Gegenwart


siehe Erinnerungen:

In Resonanz. Ein thematisches Tagebuch 2023-2024


siehe Dichtung:

 Windgedichte (2003-2024)


siehe Spiele:

Componendum. Ein musikalisches Würfelspiel


siehe Erinnerungen:

Meine Identität, I und regionale Abstammungen, II und geographisch-historische Wahlheimaten, III und  geistige Ausrichtungen




Kleine Einführung

Ein alter Freund hat einmal zu mir gesagt, er mache sich um mich letztlich keine Sorgen, da ich so gerne spiele. Er hatte über Friedrich Schiller promoviert, der bekanntlich in seiner Schrift Über die ästhetische Erziehung des Menschen die Auffassung vertrat, dass das Spiel ein Akt der Freiheit sei und diese der Schlüssel zur Fortentwicklung der Menschheit: "Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt."              

Für Schiller waren alle Künste Spiele, sogar die „fröhliche Tragödie“. Was man heute unter Spielen im engeren Sinne versteht, auch Gesellschaftsspiele genannt, ist vielleicht einige Ränge banaler als die „hohe Kunst“, aber doch wesensverwandt. Jedenfalls gilt das für Spiele, in denen zwischen Gesetzmäßigkeit und Zufall ein gewisser Entscheidungsspielraum eine Rolle spielt – wie in der Tragödie, im Roman, in der Gestaltung eines Gemäldes oder einer musikalischen Komposition.

Tatsächlich sind auch Gesellschaftsspiele ein Spiegel der Gesellschaft, d.h. natürlich: gewisser Aspekte der Gesellschaft bzw. einer gewissen Gesellschafts- und Weltauffassung. Die meisten Spiele, wie überwiegend auch die Sportarten, sind Kampfspiele, in denen es darum geht, den anderen zu besiegen, aber eben nicht mit roher Gewalt, sondern unter Anerkennung gemeinsamer Regeln, Ordnungen. Das setzt ein gewisses Kulturniveau voraus, das bereits gegen Ende der Steinzeit oder schon früher?) entwickelt worden sein dürfte. Da fällt mir noch mal Schiller ein, in dessen Lied von der Glocke es heißt:

     Heil'ge Ordnung, segensreiche,
     Himmelstochter, die das Gleiche
     frei und leicht und freudig bindet,
     die der Städte Bau gegründet,
     die herein von den Gefilden
     rief den ungesell'gen Wilden,
     eintrat in der Menschen Hütten,
     sie gewöhnt zu sanften Sitten...

Es ist diese Art von Ordnung, die mich von Jugend an fasziniert hat. Ja, dahinter steht noch ein fundamentalerer Aspekt, die grundsätzliche Gestaltung des Chaos zur Ordnung. Ich erinnere mich noch, wie ich zum ersten Mal Joseph Haydns Oratorium Die Schöpfung erlebte. Mehr noch als die berühmte Erschaffung des Lichts hatte eine andere Stelle eine geradezu erschütternde Wirkung auf mich, nämlich wie in der darauf folgenden Nummer der Tenor die Worte sang: „Verwirrung weicht, und Ordnung keimt empor.“ und der Chor begeistert antwortete: „Und eine neue Welt entspringt auf Gottes Wort.“ Mir scheint, meine Liebe zu den Künsten, insbesondere zur Musik und zum Komponieren, hat wesentlich mit diesem Schlüssel zu tun. Eigentlich erschaffe ich da modellhaft immer wieder aus keimhafter Ordnung eine kleine Welt, die mich glücklich macht (und wenn es gutgeht, manchmal vielleicht auch andere). Von daher ist auch verständlich, warum ich immer eine so tiefe Abneigung gegen den „Dreck“ in der Kunst behalten habe. Diese „dreckige Kunst“, wie ich z.B. die meiste Rockmusik empfinde, aber auch schon manche expressionistischen Gemälde oder Kompositionen Neuer Musik, deren Organisation launisch oder verworren erscheint, mag ja ganz gut gewisse Seelenzustände, auch gesellschaftliche Zustände, zum Ausdruck bringen, aber das ist nicht das, was ich primär suche, ja mitunter stößt es mich ab. Ich habe nichts gegen Spannungen - sonst müsste ich die ganze entfaltete Welt ablehnen, und das tue ich gewiss nicht -, aber wenn sie nicht in irgendeiner Weise integriert und „aufgehoben“ werden, sind sie nur die Hölle. (Die Hölle scheint sich heute freilich großer Beliebtheit zu erfreuen. Wir kämen da nicht heraus, wenn es in diesem Leben keine Hoffnung auf Verbesserung gäbe oder wenn wir dazu verdammt wären, in dieser Welt der Unvollkommenheiten ewig zu leben.) Ich gebe zu: Das hört sich ziemlich platonisch an. Aber wer vermag schon allen Aspekten der Wirklichkeit gerecht zu werden? Und wie sollten wir den Blick ins Unendliche aushalten, wenn wir nicht gleichzeitig auf das Eine zurückblickten? (Konfuzius bestreitet einmal in einem Gespräch, dass er jemand sei, "der vieles gelernt hat und es auswendig kann"; vielmehr: "Ich habe Eines um alles zu durchdringen." Er muss - bei aller Resignation im Konkreten - ein glücklicher Mensch gewesen sein.)

Die Wissenschaften sind mit den Künsten darin einig, dass sie Ordnungen stiften, und zwar sowohl was die unmittelbare Betrachtung ihrer Gegenstände betrifft, als auch die gestaltende Art ihrer Auswertung. (Die Naturwissenschaften, ja sogar die historischen Wissenschaften glaubten zwar lange Zeit, dass sie nur bereits vorhandene Ordnungen oder „Tatsachen“ entdecken und beschreiben, aber im 20. Jahrhundert sind sie sich selbst mehr und mehr auf die Schliche gekommen, und heute ist klar, dass es ein bloßes objektives Vorfinden nicht gibt, freilich auf der anderen Seite auch kein Schaffen aus nichts, wie es der subjektive Idealismus behauptete.) In diesem Sinne habe ich mich auch als Wissenschaftler wohlgefühlt, freilich nicht gar so sehr wie in den Künsten. Die Arten von Ordnung, die in den Wissenschaften erfordert werden, sind nur zum Teil kreativ, zum anderen Teil auch bürokratisch. Dazu habe ich nicht viel Neigung und Talent. (Es gibt allerdings auch „Ordnungen“, die mir noch weit mehr widerstehen, z.B. die militärische, in der alle Freiheit erstickt ist.) Darum bin ich ganz zufrieden, dass ich mit der Musikwissenschaft so ziemlich durch bin.

Im Jahr 1980 hatte ich einen „kreativen Schub“, der mich ein Spiel nach dem anderen erfinden ließ. Wer weiß, ob ich nicht darauf zurückkomme, so wie ich seit den späten 90er Jahren, nachdem ich mit der Karriere als Musikwissenschaftler zusehends ins Stocken geraten war, zu meiner großen Freude wieder auf die Künste zurückgekommen bin? – Eigentlich hängt das alles ja auch zusammen, wie man wohl merkt. Das ist mein Glück. Es würde mich sehr freuen, wenn auch andere etwas davon hätten. Um die Chance dafür zu erhöhen, stelle ich meine Sachen zur geneigten Verwendung ins Netz.